Afschin, Juliana, Mahmad und Malina, sie alle freuen sich auf die neue Klasse. Endlich wieder mit den Freunden zusammen lachen und rennen, mit der Freundin spielen und tuscheln.
Doch nicht alle Schülerinnen und Schüler strahlen hinter ihrer Maske, einige haben Bauchschmerzen und Angst wegen der Schule. Das Deutsche fällt ihnen schwer, das Verstehen der Texte in den Büchern, die Erwartungen der Schule machen ihnen Sorgen.
Aber es gibt Erwachsene, die ihnen diese persönlichen Ängste nehmen können. An fast jeder Grundschule beginnen sie nun wieder ihre Tätigkeit: die Mentorinnen und Mentoren des Vereins „Deutsch für Alle“. Mehr als ein Jahr konnten sie ihre Schützlinge nicht treffen, doch jetzt ist es wieder soweit.
In den nächsten Wochen beginnen fast 180 Mentorinnen und Mentoren im Landkreis Northeim ihre ehrenamtliche Leseförderung einzelner Kinder an 25 Grundschulen. Einmal in der Woche sitzen sie mit ihrem Lesekind zusammen in der Schule, hören sich die Sorgen des Kindes an, versuchen seine Nöte zu verstehen und führen sie behutsam an das Lesen kleiner Texte und lustiger Bücher heran. Kinder werden stärker, selbstbewusster und fröhlicher durch diese ganz individuelle Hilfe. Und auch die erwachsenen erfahren Liebe und Anerkennung von ihrem Lesekind.
So auch an der Martin-Luther-Schule in Northeim. Zurzeit bereiten sich dort 10 Mentorinnen und Mentoren auf das Lesen und Spielen mit einem Kind aus der dritten oder vierten Klasse vor. In Workshops mit dem Leiter des Projekts Jochen Lehmann erfahren sie, wie sie Herz und Sinne ihres noch unbekannten Kindes öffnen, Wege zum Gespräch und zum Lesen finden können, kurzum die Lesefreude erwecken können.
Es gibt sehr viele leseschwache Kinder, die diese Hilfe brauchen. So sucht der Verein dringend weitere Erwachsene, die sich ehrenamtlich engagieren möchten. Wer gern selbst liest, viel Geduld hat und Freude, mit einem Kind Schritte in eine liebevolle Partnerschaft zu gehen, der ist willkommen.
Die meisten Mentorinnen und Mentoren widmen sich dieser Aufgabe nach Abschluss ihres Berufslebens, wenn die Kinder aus dem Haus sind und sie noch neue befriedigende Herausforderungen suchen.
Gerade nach den langen Monaten der Coronazeit sind viele Kinder zurückgefallen in ihren Leistungen, hatten wenig Gelegenheit weiter zu lernen und zu lesen.
„Es ist eine sehr befriedigende Aufgabe, diesen Kindern zu helfen. Befriedigend für beide Seiten, denn beide lernen voneinander und wachsen zusammen. Es ist aber auch eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe, die den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft festigen hilft“, so Jochen Lehmann.
Gerade wer die letzten PISA-Ergebnisse kennt, weiß, dass in Deutschland 29% der 15-jährigen Schülerinnen und Schüler an Haupt- und Realschulen große Mühe haben, komplexe Texte zu lesen und zu verstehen. Das möchte der Verein „Deutsch für Alle“ verbessern und braucht dazu die Mithilfe vieler Erwachsener.
Wer mitmachen möchte, melde sich im Sekretariat des Vereins unter der Telefonnummer 0152-010 458 56 oder schreibe eine Mail an dfa.sekretariat@web.de.